Da es hier im Forum wahrscheinlich auch den ein oder anderen Motorradfahrer gibt, und die neue 2-Rad Saison Quasi vor der Tür steht,
mache ich einen Beitrag, betreffend, (ein)lenken.
Ich finde das ist ein interessantes Thema, unter Umständen auch für Nicht-Motorradfahrer.
Beim Auto scheint die Sache mit dem lenken relativ klar zu sein.
Wenn ich nach rechts fahren möchte, lenke ich auch nach rechts, und behalte diese Lenkradstellung grundsätzlich die ganze Kurve über mehr oder minder konstant bei.
Durch dass nach rechts lenken, möchte das Auto jetzt, aufgrund der Fliehkraft nach links „umkippen“.
Da das Auto aber ein mehrspuriges Fahrzeug ist, kann es (im Normalfall) nicht umkippen.
Anstelle des >nach links Umkippens<, wird jetzt entsprechend Gewicht auf die linke Seite verlagert, sprich, das Auto drückt es an der Kurvenaußenseite, jetzt in die Federn.
So weit, so klar.
Wenn man nun mit dem Motorrad bei geradeaus Fahrt nach rechts einlenkt, bzw. einschlägt, passiert aber genau dasselbe.
Auch das Motorrad kippt jetzt nach links um, denn die physikalischen Gesetzmäßigkeiten gelten für das Motorrad ja gleichermaßen wie für das Auto.
Aber genau dass ist jetzt eben gerade der Punkt.
Denn, wenn das Motorrad nach links kippt, ist das eine Schräglage nach links, und man fährt dementsprechend auch nach links!
Sprich, wenn ich nach rechts fahren möchte, muss ich im Umkehrschluss, am Kurveneingang einen kurzen Lenkimpuls nach links geben,
um das Motorrad eben nach rechts kippen zu lassen.
Als ich dass das erste Mal gehört habe, dachte ich mir, so ein Blödsinn, wenn ich nach rechts fahren möchte, dann lenke ich doch nach rechts…
(Das entspricht beim Einspurigen Fahrzeug aber nur bei sehr geringen Geschwindigkeiten der Wahrheit - bis ca. 25 oder 30 km/h).
Aber dennoch dachte ich mir auch, vielleicht ist ja doch was dran.
Ich habe mich jedenfalls beim Fahren, bezüglich der Lenkrichtung, nie wirklich sicher gefühlt, denn, wenn es mal brenzlig wird, in welche Richtung lenkt man dann nach?
Das lenken geschieht beim Motorradfahren im Allgemeinen, aus dem Unterbewusstsein heraus – und das ist auch gut so -, und man macht sich daher eher nicht viele Gedanken darum.
Wir denken dass wir jetzt nach rechts fahren wollen, und das Gehirn gibt an den Körper die entsprechenden Impulse weiter.
Und über diese (zumeist unbewussten) Impulse wiederum, wird die Maschine dann entsprechend dirigiert.
Und, es ist tatsächlich so, wenn man die Schräglage vergrößern (und somit den Kurvenradius verkleinern möchte), sollte man tunlichst, den Lenker kurz (und vor allem mit Gefühl!) entgegen der Fahrtrichtung drücken.
Denn im Gegensatz zum Lenkrad beim PKW, reichen beim Motorrad, Lenkerbewegungen im Millimeterbereich aus, um die Stabilität und die Schräglage des Zweirades mitunter deutlich zu beeinflussen.
Klar, beim normalen fahren wird man sich der Sache, auf welche Seite man den Lenker drückt vielleicht nicht so sehr bewusst sein, weil es ja eh „automatisch“ geschieht.
Wir würden das mit unserem Verstand, und dem ständigen Mitdenken, vermutlich gar nicht so hinbekommen, wie aus dem Unterbewusstsein heraus.
Eine große Erleichterung kann es aber sein, wenn einem Mal die Straße auszugehen droht.
Beispielsweise wenn der Radius der Kurve in dessen Verlauf immer enger wird, so kann es leicht passieren das man aufgrund von Angst oder gar Panik,
sich nicht mehr komplett auf sein Unterbewusstsein verlässt, und es vielleicht knapper wird, als einem lieb ist.
Und genau hier hat man als Fahrer jetzt noch so einen Art Joker in der Hinterhand,
nämlich den Verstand, mit dem man nun (zb.) in einer Linkskurve, bewusst das linke Lenkerende kurz (um den gewünschten Impuls auszulösen), ein wenig vom Körper wegdrücken, oder analog dazu, dass rechte Lenkerende etwas an den Körper heranziehen kann.
Dadurch kippt das Motorrad nun etwas weiter in die Schräglage, wodurch sich der zu fahren gedachte Radius verkleinert.
Sobald die Schräglage anliegt, wird dann der Druck vom Lenker wieder zurückgenommen, oder es wird dann vielleicht sogar tatsächlich etwas in die gedachte Fahrtrichtung gelenkt.
Das lässt sich meiner Erfahrung nach, jedoch ohne technische Messinstrumente nicht exakt bestimmen, ob in der Kurve jetzt der Lenker neutral, oder doch ganz leicht in Fahrtrichtung eingelenkt ist.
Tut meiner Meinung nach, aber auch nicht wirklich was zur Sache.
Um was es geht ist, wie man sich im Falle des Falles noch „einen Meter Straße dazu asphaltieren kann“, wenn diese droht auszugehen.
Voraussetzung dafür damit das ganze klappt, ist natürlich, dass noch genug Grip und auch noch genügend Fahrzeugbedingte Schräglagenfreit vorhanden ist.
Da kann man dann im einzelnen Fall unter Umständen abwägen, ob es (wenn man wirklich schon extrem am Limit ist), es vielleicht besser ist, das Motorrad aufzurichten, und in die Wiese zu fahren (wenn den eine Wiese da ist), oder ob man noch tiefer in die Schräglage geht.
Profifahrer sagen bezüglich ausschöpfen der maximal möglichen Schräglage aber,
dass hier beim fahren auf öffentlicher Straße, zumeist noch ausreichend Gripreserve für ein vergrößern der Schräglage vorhanden ist.
Wenngleich ich persönlich auf einer nassen, und allgemein besonders rutschigen Stelle, schon mal ein kurzes Aha-Erlebnis gehabt habe.
Gelenkt wird beim Motorrad also durch feinste Impulse am Lenker.
Die Verlagerung des eigenen Körpergewichtes, spielt - zumindest beim normalen Cruisen auf der Landstraße -zuerst einmal keine nennenswerte Rolle.
Ein weiterer meiner Meinung nach wichtiger Punkt, der sich auch aus dem oben geschriebenen, mehr oder weniger ergibt, ist der Punkt der Lenkerführung.
Und in dem Zusammenhang muss man zuerst klar bestimmen, was der Lenker am Motorrad ist, und was er nicht ist.
Das Problem ist, wenn jemand das oben geschriebene nicht weiß, benutzt Er, oder Sie, den Lenker vielleicht als eine Art Haltestange, oder gar als Stütze.
Aber wenn man nun davon ausgeht, dass bereits eine Lenkerbewegung im Millimeterbereich ausreicht, um die Fahrtrichtung oder Balance des Motorades zu beeinflussen, so kann man sich vorstellen, das durch „festhalten“ oder gar abstützen an diesem, immer wieder Unruhe ins fahren reinkommt, oder dieses vielleicht sogar irgendwo verkrampft.
Gerade bei Supersportmotorräder die oftmals einen eher tief angebrachten Lenker haben, neigt man dazu sich darauf „abzustützen“.
Man stützt sich vielleicht daran ab, weil man nicht ausreichend Spannung im Oberkörper halten kann, oder möchte – was das fahren mit Supersportlern gewissermaßen auch „gewöhnungsbedürftig“ macht.
Jetzt ist es nur so, wenn man nun beabsichtigt eine Kurve zu fahren, muss man fast zwangsläufig vom kurvenäußeren Lenkerende Druck nehmen.
Und noch mehr, man muss nicht nur den Druck daran wegnehmen, man muss strenggenommen das Lenkerende sogar etwas an sich ran ziehen.
Wenn man sich jetzt aber mit dem Oberkörper an diesem Lenkerende welches man jetzt entlasten muss, abstützt, um in die Kurve zu kommen,
wo kommt dann das Gewicht des Oberkörpers hin, wenn die Stütze nun weg ist?
Das ist eine gute Frage.
Eine Möglichkeit wäre, man stützt sich verstärkt am Kurveninneren Lenkerende ab,
oder man „versteift“ kurz den Oberkörper.
Oder es kommt vielleicht zu einer Mischung aus beiden?
Auf alle Fälle, man kann sich denke ich relativ gut vorstellen, dass das dann eine eher unharmonische Fahrt wird.
Das mit dem Abstützen am Lenker gilt im Prinzip zwar nicht nur für Supersportmotorräder, aber hier kommt die Thematik eben, unter Umständen, besonders deutlich zum Tragen.
Also hier sollte man aufpassen.
Quasi optimal wäre es (meiner Meinung nach), wenn man es schafft (zumindest bei einer bevorstehenden Richtungsänderung), eine Oberkörper-"spannung" aufrechtzuerhalten, die ausreichend hoch ist, dass man von der physischen Belastung her, keinen Unterschied merkt, ob man nach Lenker greift oder nicht.
Jetzt hat man nämlich den großen Vorteil, dass man den Lenker „drucklos“ halten kann.
Und aus dieser Quasi Nulllage heraus, kann man das Motorrad nun ganz feinfühlig mit meist geringem Kraftaufwand steuern und Balancieren, ohne dass das fahren zu einem K(r)ampf wird.
Und wenn man ganz Achtsam ist, spürt man nun vielleicht auch wie am Kurveneingang, auf den Handballen der Kurveninneren Hand, „automatisch“ mehr Druck draufkommt, weil man hier das entsprechende Lenkerende jetzt eben etwas nach vor drückt.