Probefahrt Golf 7 GTD

  • Zu allererst muss ich mich für den langen Roman entschuldigen, war eigentlich gar nicht geplant, aber vielleicht gibt es den einen oder anderen der darüber traut :)


    Habe gestern eine Probefahrt mit dem 7er GTD gemacht, wollte mich selbst davon überzeugen wie gut oder schlecht das Auto im Vergleich mit dem 6er „R“ abschneidet, auch wenn dem einen oder anderen so ein Vergleich ein wenig irrational erscheinen mag ^^
    Das natürlich ein Golf mit 184 PS grundsätzlich nicht so gut beschleunigen kann, wie einer mit 270 PS sollte klar sein.
    Auch ist der objektive Vergleich der Fahrleistungen beider Fahrzeuge, ohne der Zuhilfenahme von Messgeräten nur schwer möglich.


    Grund?
    Beim Diesel fühlt sich die Kraftentfaltung grundsätzlich (relative gesehen) entschlossener an, als bei einem Benziner.
    Der Grund hierfür liegt meines Erachtens aber in erster Linie nicht am höheren Drehmoment, sondern an der Tatsache das der Diesel höher Verdichtet, eine Eigenzündung hat, und letztendlich mit einem höheren Verbrennungsdruck „arbeitet“.
    (Ein Benziner der 400 Nm drückt, fühlt sich dennoch anders an als ein Diesel der ebenfalls 400 Nm auf die Walze bringt)


    So weit, so gut :)
    Da mein Händler keinen GTD am Hof hatte musste ich „auswärts“ eine Probefahren arrangieren, und somit war auch nur eine relativ kurze Spritztour möglich.

    Nichts desto trotz möchte ich die Dinge aus meiner Sicht hier schildern.
    Zum einen muss ich sagen, bin ich zum ersten Mal überhaupt mit einem 7er Golf gefahren.
    Und ich muss sagen, ich war positiv überrascht!


    Der 7er GTD funktioniert im Vergleich zum 6er „R“ einfach „besser“, soll heißen, die Lenkung ist feinfühliger, direkter (progressiv Lenkung), die Tiptronikfunktion des DSG lässt sich „geschmeidiger“ bedienen, ebenso die Schaltpaddels hinter dem Lenkrad, die jetzt etwas größer ausgefallen sind.
    Das Auto lenkt agiler ein als der „R“, liegt vielleicht aber auch am fehlenden Allrad, und die Traktionskontrolle arbeitet feinfühliger und nicht so Holzhackermäßig wie im 6er Golf.
    Auch dem DSG wurden scheinbar Manieren anerzogen, weiß zwar nicht wie das Ganze dann beim „R“ dann aussieht, aber beim GTD war das Geruckele im 1. Und 2. Gang deutlich weniger als beim 6er„R“, und es schaltet die Gänge auch „sauberer“.


    Es sind nicht Häuser im Vergleich zum 6er Golf, aber es funktioniert alles etwas besser, direkter, sportlicher, ausgereifter.
    Am schwersten tu ich mir beim Vergleich des Commonrail Diesels mit dem 2,0 Liter TFSI“.
    Es ist tatsächlich der sprichwörtliche Vergleich, Äpfel mit Birnen.
    Nichts desto trotz versuche ich die Frage, aus meiner Sicht der Dinge zu klären.


    Denn Motor des GTD muss man halt zu nehmen wissen, und das soll jetzt aber nicht abwertend gemeint sein.
    Von der Laufruhe her hätte ich keinen Grund zur Klage gehabt.
    Das man den Dieselsound durchhört ist aber halt auch klar.
    Der Motor des GTD läuft wie ich finde, am besten im Bereich zwischen 2000 und 3000 U/min.


    Beim Befehl Vollgas in diesem (schmalen) Drehzahlbereich könnte der eine oder andere „R“-Fahrer durchaus sein „graues Wunder“ erleben (der Vorführwagen war in carbon steel grey) :)
    Nicht so sehr, weil jetzt der Tacho schlagartig Richtung Norden ausschlägt, sondern eher wegen der bulligen, beinahe schon explosiven Leistungsentfaltung, insbesondere in den unteren 3 Gängen.
    Wobei ich da gleich dazu sagen muss, dass auch die Traktion für einen Vorderradler recht ordentlich ist.


    Bei der Ampel mit dem GTD weggestartet könnte man, in den ersten 2-3 Gängen tatsächlich fast den Eindruck bekommen, das Auto ist „Werksgetoppt“.
    Allerdings dann auf die Autobahn rauf, wird man recht schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt, weil der Motor obenrum schlicht und einfach weniger Leistung hat.

    Auch Drehzahlen unter 2000 U/min mag er ebenso wenig wie Drehzahlen über 4000 U/min.

    Dort wo er „R“ eigentlich erst richtig los legt, so ab 4000-4500 U/min ist beim GTD schon wieder ein ernsthafter Gedanke an den nächsten Gangwechsel angebracht.
    Auch lässt sich der GTD nicht besonders schalftfaul fahren, im 6. Gang mit weniger als 80 km/h, da macht er nur unwillig mit.
    Kurz um, bleibt man im (schmalen) mittleren Drehzahlbereich, und im 2-stelligen Geschwindigkeitsbereich, kann der GTD bei kurzen Zwischensprints selbst mit „nur“ 184 PS durchaus für Fahrspaß sorgen, und zumindest subjektiv einem „R“ das Wasser abgraben.


    Nichts desto trotz spätestens wenn beim „R“ die 4000er Marke am Drehzahlmesser fällt, gibt es für den GTD nur mehr eines, und zwar die rote Laterne, was auch nicht verwundert.
    Den Spritverbrauch konnte ich auf der kurzen Probefahrt natürlich nicht objektiv ermitteln, aber nach dem was der Verkäufer gesagt hat, und auch meiner Erfahrung mit Diesel PKW, dürfte ein Verbrauch von über 10 Litern nur unter massiven Misshandlungen möglich sein :D , bei normaler Fahrweise (was auch immer das heißen mag) sollten es zwischen 6,5 und 7,5 Litern sein :)


    Mein Resümee, wer ein Auto sucht das man beim Verbrauch, auch mal mit einer 5 vor dem Komma bewegen kann, und mit dem man mit kurzen Zwischensprints den einen oder anderen Unbetuchten Beifahrer erschrecken möchte, ist der GTD eine lukrative Alternative zu GTI, „R“ und Co, für den ich durchaus eine Kaufempfehlung aussprechen kann.
    Möchte jemand jedoch Topbeschleunigungswerte und Power oben raus, wird man mit dem GTD wahrscheinlich nicht glücklich werden.
    Und zum Abschluss noch zum Interieur, das ich hier im Forum denke, schon genug oft kritisiert habe.
    Es wirkt erwachsener und moderner (ist es auch, klarerweise).
    Dennoch ist es für mich nach wie vor kein Design Highlight, und ich hätte mir da was anderes gewünscht.
    Allerdings wenn dann im Fahrbetrieb die „Lichter alle an sind“, lernt man damit „umzugehen“.


    Hier noch die "harten Fakten" kommen, habe mir die beiden Testberichte eben rausgesucht.


    Der Golf 6 R aus der Sportauto 10/2012 und der Golf 7 GTD aus „Auto Straßenverkehr“ 07/2013.
    Beide 5-türer und beide mit der 6 Gang Handschaltung ausgestattet.


    -----------------------------Golf 7 GTD------------- Golf 6 R
    Leergewicht: -------------1427 kg ---------------1531 kg
    0-100 km/h------------------7,5 s -------------------6,0 s
    80-120 km/h 4.Gang ----6,1 s ------------------4,6 s
    80-120 km/h 5.Gang ----8,3 s ------------------6,1 s
    80-120 km/h 6.Gang ---11,3 s----------------- 8,5 s
    Topspeed -------------------230 km/h -----------250 km/h


    Wie deutlich der GTD hinter dem "R" nach hängt wird erst hier deutlich
    Wobei das größte „Defizit“ des GTD hier gar nicht aufscheint, nämlich der von mir etwas oberhalb schon angesprochene obere Geschwindigkeitsbereich.
    Grund: Der Wert von 0 auf 200 km/ wurde beim GTD nicht ermittelt.
    Sportauto gibt für den Golf 6 R hier 24,4 Sekunden an, der 7er GTD würde grob gerechnet für diese Disziplin irgendwas zwischen 40 und 45 Sekunden brauchen.


    In dem Sinne
    Gruß gordon

    "Nicht, was wir erleben, sondern wie wir empfinden,
    was wir erleben, macht unser Schicksal aus"

    Marie von Ebner-Eschenbach

  • Heyho gordon,


    vielen dank für deinen Ausführlichen Bericht, ist vielleicht gar nicht schlecht, solche Berichte mal in ein zusammenliegendes Thred zu packen, sodass man neben den ganzen "Blümchen" Berichten der Autozeitungen auch mal ne "Menschliche" Meinung hat.

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