Der ewige Krieg, Apple gegen Google. Fast jeder ist nur in einem Lager zu finden und ignoriert das andere, oder rümpft sogar die Nase. Wechselwilligkeit? Selten.
Ich habe beide Lager gesehen. Was spannend ist:
Ab 2012 bis Mitte 2018 war ich Nutzer der Samsung Galaxy Notes (1,3,4). War an sich sehr zufrieden damit, lediglich die Software-Updates, welche einem Samsung gefühlt halbherzig für ein paar Monate oder vielleicht maximal 2 Jahre nachgeschoben hat, machten die Telefone regelmäßig deutlich schlechter (Bugs) und langsamer (man munkelt, das sei gewollt).
Als das Note 4 dann nach nur 2 Jahren und einem Update auf Android 6.0.1 keinen Arbeitstag mehr mit einer Akkuladung durchhielt, platzte mir so langsam der Kragen.
Zu etwa der Zeit hatte unsere pubertierende Tochter sich dem Druck der umgebenden Schülermasse gebeugt und war von Android auf ein iPhone gewechselt. Und war offensichtlich total glücklich damit. Für meine Frau und mich waren die Eierföne damals ein Hassobjekt, eine Ersatzreligion, wir wollten damit nichts zu tun haben. Rümpften die Nase.
In meinem Frust über Samsung suchte ich nach Ersatz, wenn auch zeitlich gefühlt viel zu früh, aber ich wollte nicht mehr zweimal täglich aufladen müssen. Also wechseln. Und dieses Mal nicht mehr zu Samsung, denn wenn sie mich nerven wollen durch künstliche Bremsklötze, dann bekommen sie höchstens noch meinen Mittelfinger, aber nicht mehr mein Geld.
Zu dieser Zeit war das iPhone X in aller Munde. Und ich machte einen Denkprozess durch. Was, wenn ich mir mal die andere Seite anschaue. Über die so viele Leute nur Gutes erzählen. Alles so einfach, fehlerfrei, alles läuft, immer Updates...
Im August kaufte ich für rund 1400 Euro ein iPhone X mit 256GB und ein wenig Zubehör.
Preis: sehr hoch, klar. Aber ich war bereit, für Leistung auch etwas zu bezahlen.
Jetzt ist ein gutes halbes Jahr um - und ich gehe zurück zu Android!
Weil mich die Restriktionen von iOS schwer annerven.
Beispiele:
- Nur eine Lautstärke für alles. Keine App darf eine eigene Lautstärke für Hinweise generieren. Schlecht.
- Die Wecker-App ist ein Witz: sie weckt immer mit voller Lautstärke der Posaunen von Jericho. Ich habe einen dünnen Schlaf. Geht gar nicht. Hatte dann einen eigenen Klingelton der Marke "ruhiges Geplätscher einen Gebirgsbaches mit leiser Panflötenmusik" erstellt und diesen mittels Audio-Editor auf ganz geringe Amplitude herunterskaliert. Das iPhone erzeugte diesen trotzdem mit einer Lautstärke wie ein Dragstrip. Wecken? Telefon liegt zwei Räume weiter bei angelehnten Türen. Nur so war ein Herzstillstand zu vermeiden. Irrsinn. Nervt das außer mir niemanden sonst, der nur Apple kennt?
- Mal eben ein paar Dateien auf dem Handy abspeichern, um diese mitnehmen zu können? USB in PC stecken, öhm, da gibt es nur die Ordner mit den Fotos, die man mit dem Handy geknipst hat. Und nur zum Herunterlesen. Schreiben verboten. Für alles andere benötigt man iTunes auf dem PC. Auch für eigene MP3s, welche man auf das Handy speichern möchte. Man muss iTunes die Verzeichnisse als Mediathek anmelden und dann "synchronisieren". Was'n Scheiß.
- Die Musik-App kennt keine Klangeinstellungen. Höhen, Tiefen, Equalizer? Nix da. Bekommt einem der Klang nicht über die angeschlossenen BT-Lautsprecher, muss man in die zentralen Telefoneinstellungen gehen und sich so allgemeine Einstellungen wie "wenig Bässe" aussuchen. Blumig, aber für mich ist das nichts. Eine gute Musik-App, welche es z.B. mit meinem geliebten Power Amp unter Android aufnehmen könnte, habe ich nicht finden können.
- Schnittstellen, ja, übles Thema. GPS-Maus anschließen? Geht nicht. Außer sie ist mit einem Apple-IC ausgestattet und offiziell von ihnen freigegeben worden. Das sind nur wenige, wie z.B. die Racelogic VBOX Sport. Gleiches gilt für OBD-Adapter mit BT, freie Auswahl gibt es nicht, man weicht dann ggfs. auf WLAN aus, wo Apple nicht "zumachen kann", weil sonst auch zuhause nichts mehr ginge.
Damit hätte ich ja ggfs. weiter auskommen können. Die Bedienbarkeit des iPhones ist ja an sich sehr gut, keine nervende Bloatware enthalten, wäre ich ein ganz normaler Durchschnittsnutzer, ich wäre wohl trotz allem sehr zufrieden. ABER!
... denn eine Sache nervt mich aber dann doch BIG TIME, und das ist das Fass, welches den Eimer zum Überlaufen bringt:
Blitzer.de PRO funktioniert überhaupt nicht richtig. Und nach etlichen Runden im Support mit Eifrig Media inklusive diverser Testfahrten mit deren Apps (inkl. Atudo) scheint immer deutlicher zu werden, das Problem liegt bei Apple in deren Power Management. Apps im Hintergrundbetrieb werden in ihren Rechten eingeschränkt oder sogar beendet, wenn iOS meint, sie würden zuviel Strom verbrauchen. Und das kann man nicht verhindern, lässt sich nicht konfigurieren. Das betrifft Apps, die als GPS-Tracker Reiserouten aufzeichnen sollen gleichsam wie Blitzer-Apps, welche im Hintergrund permanent Positionsdaten auslesen und bewerten müssen.
Ich habe das inzwischen mit iPhone X und iPhone 7 getestet. Beim 7 treten die Symptome erheblich seltener auf, beim X nahezu durchgängig.
Die Symptome im Einzelnen:
- App fehlt bereits ab Start in den Hintergrundbetrieb die Tonausgabe. Keine Warnungen.
- App verliert die Berechtigung zur Tonausgabe irgendwann im Hintergrundbetrieb, es läuft dann alles in einen Puffer, welchen man später dann z.B. über Audio-Test im Menü der Blitzer-App komplett anhören kann. Warnungen kommen zum richtigen Zeitpunkt nicht mehr durch zum Nutzer.
- App warnt gar nicht, offenbar mangels GPS-Positionen über längere Zeit (hatte das mal auf kompletter Reise 500km durchgängig, keinerlei Warnungen, trotz diverser fester und mobiler Blitzer).
- App wird unmerklich im Hintergrund beendet. Nach Aufwecken und Wechsel in den Task Manager startet sie dann komplett neu.
Eifrig Media kommt diesen Problemen nicht bei, Apple selbst ist nicht wirklich einsichtig, dass sie was tun müssten.
Ich habe mir jetzt ein Samsung S10e vorbestellt. Ja, es ist wieder Samsung. Aber es ist aktuell eines der besten Geräte, welches man kaufen kann, sofern man der Fachpresse glauben darf. Und ich stelle mich bereits jetzt darauf ein, dass nach 2 Jahren wieder ein Neukauf anstehen könnte. So wurde ich jetzt domestiziert von dieser Industrie. Aber ganz verzichten kann ich nicht. Und dann nehme ich den am wenigsten stinkenden Haufen von denen, die angeboten werden.
Von Apple bin ich jetzt kuriert. Im Grunde genommen ist keine der beiden Seiten perfekt, beide haben ihre Macken. Man sollte aber wissen, was besser zu den eigenen Ansprüchen passt. Und dann entscheiden. Ich weiß es jetzt. War ein teures Lehrstück. Aber immer noch besser, als dass man Dinge ablehnt, ohne sie zu kennen.
Wie ist eure Erfahrung? Kennt jemand ebenfalls beide Seiten iOS/Android?